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Zwei Tage vor Abfahrt hatte unser Neuling Ulli, meinem Bruder und mir noch einen kleinen Schrecken eingejagt. Er hatte sich, bei der Vorbereitung auf seine Berufsfeuerwehr-Laufbahn, den kleinen Finger an der rechten Hand gebrochen und den Mittelfinger an der linken Hand 5cm aufgerissen. „Wie sollte er bloß angeln, mit zwei unbeweglichen und dick verbundenen Fingern an beiden Händen?“, fragten wir uns, aber nach ein paar Stunden der Ungewissheit war klar: Er kommt auf jeden Fall erst einmal mit! Irgendwie wird das schon gehen, dachten wir uns (Zudem wir, auch dank des Norwegen-Angelforums, einige Ärzte vor Ort für den Notfall auftreiben konnten)!

 

Wir starteten also am Mittwochmorgen, nachdem wir unsere örtliche Apotheke plünderten (Mullbinden, Bandagen, Desinfektionsmittel im Wert von 70,-€) gegen 09.00 Uhr in Richtung Kiel. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Moritz in Kaltenkirchen (Wobbler und Jigköpfe aufgefüllt) ging es dann weiter zum Fähranleger der Color Fantasy. Zunächst regnete es, aber als dann die Fähre ablegte, lachte die Sonne vom Himmel – ein perfekter Urlaubsanfang! Nachdem wir noch ein wenig die Nachmittagssonne auf dem Sonnendeck genossen, ging es abends zum traditionellen Fischbuffet (ein Muss für uns). Die kalten Meeresfrüchte waren wie immer der Hit, allerdings war der warme Lachs schnell leer und wurde auch nicht mehr aufgefüllt. Na ja, trotzdem waren wir hinterher wieder pappsatt.

Am Donnerstagmorgen genossen wir, wie immer, die Einfahrt in den Oslofjord. In unmittelbarer Nähe zu uns fuhren auch zwei deutsche U-Boote (die U31/S181 und U33/S183) und ein Begleitschiff der Bundesmarine ebenfalls in den Fjord. (Wen es interessiert, der kann ja mal bei Wikipedia die beiden hochmodernen U-Boote suchen!) Gegen kurz nach 10.00 Uhr fuhren wir dann in Oslo von Bord und auf die grüne Spur (wir hatten ja auch nichts zu verzollen). Die Jungs vom Zoll hatten auch kein Interesse uns zu überprüfen und so ging es zügig auf die E6 bzw. E3 Richtung Hitra. Nach kurzem Einkaufsstopp in Berkak (Kartoffeln und Eier) trafen wir dann gegen 19.00 Uhr bei Andreas Veltrup am Servicezentrum in Sunde ein. Doch Andreas hatte schon Feierabend! Aber das war kein Problem für uns, verschoben wir halt unsere Begrüßung auf den nächsten Tag! Wir fuhren erst einmal zur Wohnung (genau gegenüber, Skansen II) und dort erwartete uns auch schon unser Vermieter. Da wir 2007 schon einmal in diesem Haus waren, fiel auch die Einweisung in Haus und Boot dementsprechend kurz aus. Wir übergaben unser Gastgeschenk (Spezialitäten aus Hannover) und brachten unser Gepäck ins Haus. Unsere netten Nachbarn (Vater / Sohn) kamen aus Stade und es wurde schon einmal ein kleines Schwätzchen gehalten. 

1. Abend

Nachdem alle Sachen verstaut waren, wollten wir noch schnell unser Abendbrot fangen und bestückten jeweils eine Rute mit Pilker und Gummifisch. Unsern Ulli „zauberten“ wir aus 2 Paar Gummihandschuhen (zwei blaue, zwei gelbe) eine modisch, durchaus ansehnliche, Fingerhandschuh-Fäustlings-Kombination, die seine verbundenen Finger schützen sollte. Er beschränkte sich allerdings am ersten Abend auf das Zusehen und das sich mit dem Boot (19ft / 50 PS) vertraut machen. Nach ein paar Versuchen mit Pilker und Gummifisch an den vorgelagerten Inseln ahnten wir schon, dass wir in diesem Urlaub wieder den Fisch richtig suchen müssen (wie bereits 2007), denn nennenswerte Fische kamen nicht ins Boot. So fuhren wir langsam zur Anlage zurück und machten noch ein paar Würfe direkt vor der Brücke (Sunde/Hemnskjel). Und siehe da, ein ordentlicher Köhler (75cm) schnappte sich meinen Gummifisch – Abendessen also gesichert! Beim nächsten Versuch zupfte ich den Köder dann leicht über den Grund und auf einmal gab es einen harten Schlag in der Rute! In 40m Tiefe hatte sich etwas Größeres meinen silbernen Gummifisch geschnappt. Nach ein paar Minuten kam ein Prachtdorsch (107cm / 24 Pfund) an die Oberfläche und konnte sicher gelandet werden. Was für ein Urlaubsauftakt, die Metermarke schon nach knapp zwei Stunden geknackt!!! Danach fuhren wir rein, versorgten die Fische, aßen etwas und ab ging es in die Koje. 

1. Tag


Am nächsten Morgen fuhr mein Bruder erst einmal los, Sprit holen und Andreas guten Tag zu sagen! Unsere Nachbarn, die zuvor noch nicht in der Region waren, hatten schon gleich eine Guidingtour bei Hubert gebucht. Wir hingegen wollten erst einmal die bekannten Stellen abklappern, doch bis frühen Nachmittag ging erst einmal überhaupt nichts (außer ein paar kleineren Dorschen). Wir fuhren also in Richtung Süd-Leksa um die großen Köhler zu suchen. Auf dem Unterwasserberg „Arsgrunnan“ (40m) fanden wir dann auch ein Kleinköhlerschwarm an. Wir kamen allerdings zunächst nicht unter den Schwarm wo wir die stärkeren Exemplare vermuteten, denn die Speedpilker wurden immer wieder von diesen kleinen „Selbstmördern“ abgefangen. Unser Ulli fing zwischendrin seinen ersten Fisch, einen schönen Schellfisch – Glückwunsch! Ich war schon leicht verzweifelt wegen der kleinen Köhler und montierte für die nächste Drift den großen Storm-Wildeye Jighead (264g Makrele) um endlich einmal durch den Schwarm zu kommen. Kaum war ich unter den Köhlern, ging ein kräftiger Ruck durch die Rute – nach ein paar Minuten kam ein Dorsch von 113cm und 25 Pfund an die Oberfläche! Wahnsinn, am zweiten Tag den super Vorabend-Dorsch schon übertroffen…so kann es weitergehen! Es kam dann nur noch ein Pollack und ein mittlerer Dorsch ins Boot…gegen 17.00 Uhr fuhren wir wieder rein. Nach dem Abendessen fuhren wir noch einmal um die Insel Hemnskjel, aber außer ein paar Dorschen, die wir wieder schwimmen ließen, ging nicht mehr viel.

2. Tag


Ulli und ich machten uns morgens erstmal auf den Weg zu Andreas Veltrup ins Servicezentrum. Unser Ulli wollte ja noch einmal zum Arzt zur Routineuntersuchung und so fragten wir Andreas, welchen Arzt er uns empfehlen kann und holten uns noch einige Tipps für die Angelei. Es stellte sich heraus, dass es wie schon im Jahr 2007 am Tage nicht gut läuft, eher in der Nacht. Dies stellten wir dann auch bei der folgenden Ausfahrt fest, denn alle unsere Top-Stellen waren wie leergefegt. So beschlossen wir immer zwei Ausfahrten am Tag zu unternehmen (morgens bis frühen Nachmittag und noch mal in der Nacht). Doch trotz intensiven Suchen fanden wir an den Kanten wenig bis gar keinen vorzeigbaren Fisch. Selbst die Pollacks, die 2007 noch zahlreich vertreten waren, blieben aus. Köhler (außer der 20cm Variante) waren gar keine in der Trondheimsleia anzutreffen. Was also tun? Wir probierten es daher intensiv auf Heilbutt mit großen Gummis vor Süd-Leksa und Stora, was aber keinen Erfolg brachte.

3. Tag


Der Wind frischte aus Nord-Ost merklich auf und brachte immer wieder starke Regenschauer mit. An eine Überquerung der Trondheimsleia war aus Sicherheitsgründen nicht zu denken. Was also tun? Wir erinnerten uns an einen Artikel in der Fisch und Fang über den Ostfjord, der von dem Hemnefjord abzweigt. Hier soll es einen lokalen Dorschstamm in guten Größen geben. Es ist zwar ziemlich weit weg, aber so ganz ohne Angeln wollten wir den Tag auch nicht verbringen. Also, Ersatzkanister „gesattelt“ und ab in den Ostfjord. Dort angekommen haben wir uns eine ruhige Bucht gesucht und diese mit Gummifischen (10 – 14cm) „bearbeitet“. Und siehe da, die Dorsche waren tatsächlich da und auch in relativ guten Größen (65 - 80cm) vorhanden. Unserem Ulli hat das richtig Spaß bereitet…und auch meinem Bruder und mir hat diese Angelei mit feinem Gerät den Tag gerettet. So dümpelten wir bei leichter Drift den ganzen Tag im geschützten Ostfjord umher und holten uns „etwas bessere Portionsdorsche“. Übrigens hatten wir uns für alle Fischarten in diesem Urlaub ein persönliches Mindestmaß von 60cm gesetzt.

4. Tag


Da am Montag der Wind etwas abflaute, versuchten wir uns erst einmal am lokalen Heringsschwarm an der Brücke mit Naturködern für den Abend zu versorgen. Dies klappte auch recht gut, denn nach kurzer Zeit hatten wir 10 Heringe im Boot. Als mein Bruder zu guter Letzt sein Heringsvorfach, mit einem Hering dran, bis ca. 2m unter die Wasseroberfläche hochgezogen hatte, flüchtete dieser Fisch auf einmal panisch zur Seite und es gab einen kräftigen Schlag in der Rute. Sofort war klar, das konnte nur ein Heilbutt sein, denn dann ging auch schon die Bremse und er nahm zunächst unaufhörlich Schnur. Nachdem mein Bruder Fühlung aufnahm, wurde es kritisch, denn der Heilbutt zog uns (dank recht stabiler 50er Monoschnur am Vorfach) mehr oder weniger durch die Hausbucht vor der Brücke. Aber wie sollten wir den Fisch richtig haken, geschweige denn landen? Es war also nur eine Frage der Zeit, bis der Platte den Hering samt Seitenarm abriss und der Spuk vorbei war (nach ca.10 Minuten)…! Die Enttäuschung hielt sich danach aber auch in Grenzen…wir hatten einfach keine Chance gegen den Fisch! Trotzdem konnten wir an diesem Tag doch noch einen Heilbutt landen, er stieg mir abends beim Gummifischangeln an unserer Lieblings-Pollackkante ein. Leider hatte er nur 55cm und somit wurde er wieder schonend zurückgesetzt. Nachts wollten wir wieder einmal einen Naturköderversuch starten, aber nachdem uns Haie reihenweise die Köder klauten, verging uns die Lust. Mein Bruder holte zwar noch einen Stattlichen dieser Burschen hoch, aber dieser ging gleich wieder über Board. Als Tagesabschluss (morgens gegen 03.30 Uhr) wollten wir dann noch mal unsere Pollackkante mit tief tauchenden Wobblern (X-Rap) abschleppen und bekamen tatsächlich noch gute Bisse. Der beste Fisch davon, ein Pollack mit schätzungsweisen knapp 1m, ging leider beim Versuch ihn zu gaffen, samt meinem Wobbler, verloren. Der Fisch drehte sich aus den Gaff raus, dass Fluocarbon-Vorfach verklemmte sich dabei in der Haltefeder des Spitzenschutzes, riss und weg war er…! Na ja, ärgerlich, aber passiert halt!

5. Tag


Am Dienstag drehte der Wind erneut und kam nun aus Westen (wir hatten in diesem Urlaub unglaublich viele wechselnde Windrichtungen, teilweise wechselte der Wind 3mal am Tag komplett die Richtung). Also fuhren wir noch einmal in den geschützten Ostfjord, was zwar einen hohen Spritverbrauch bedeutete, aber uns doch den einen oder anderen guten Fisch bescherte. Besonders unser Ulli fühlte sich im Ostfjord sichtlich wohl und vertraute voll und ganz auf seinen grün-gelben, 12cm langen Gummifisch, womit er Dorsche und auch einige gute Pollacks verhaften konnte. Auch mein Bruder, der sich meist voll auf den Heilbutt konzentriert hatte, schwenkte langsam um und fing jetzt auch seinen Fisch. So kam es, dass wir den Maurerkübel mit guten Pollacks und Dorschen füllen konnten. Nachts konnten mein Bruder und ich (Ulli lang fix und fertig im Bett) noch einmal die Trondheimsleia überqueren und fingen am 21m Unterwasserberg vor Aunoya einige schöne Pollacks um die 75 – 90 cm. Auch unsere Nachbarn waren in der Nacht recht erfolgreich gewesen und legten eine schöne Strecke von Dorschen und Pollacks auf den Filetiertisch. Sie waren ebenfalls dort in der Nähe.

6. Tag


Am letzten Tag wollten wir uns noch einmal intensiv dem Heilbutt widmen. Wir hatten nämlich von guten Fängen in den letzten Tagen gehört. Und, die Köhler waren nicht da, Pollacks bissen eigentlich nur in der Nacht, was blieb uns auch sonst übrig am letzten Tag? Wir füllten noch mal den Tank und ab ging es Richtung Süd-Leksa. Zunächst machen wir ein Stopp in der kleinen Bucht auf der Nordseite der Insel und fingen ein paar gute Dorsche. Danach ließen wir uns im Flachwassergebiet (zwischen 15 – 40 m) einige Male driften (mein Bruder mit Hering, ich mit Storm Wildeye 264g)…aber außer ein paar „Anfassern“ (vermutlich kleinere Dorsche) war nix zu holen! Gegen Nachmittag kam dann auch wieder zu viel Wind auf…so das wir dann gemütlich rein fuhren. Wir mussten ja auch noch den bestellten Lachs bei Andreas abholen und die Wohnung auf Vordermann bringen!

Abreisetag


Am Donnerstag ging es dann um 09.00 Uhr Richtung Oslo…auf der 714, kurz vor Krokstadora hatten wir dann noch kleine eine Schrecksekunde, denn hinter einer Kuppe stand auf einmal Rotwild halb auf der Straße…aber das Tier erschrak mindestens genau so doll wie wir und verschwand schnell wieder im Wald. Ansonsten verlief die Fahrt problemlos (bis darauf, dass mein Navi die E6 auf einmal nicht mehr kannte) und wir kamen pünktlich in Oslo um 18.00 Uhr an. Um 19.30 Uhr legte dann die Stena Saga in Oslo ab. Wir genossen dann noch einmal das Fischbuffet auf der Stena Saga und sahen danach Oslo im letzten Sonnenlicht am Horizont verschwinden….!

Fazit

 

Auch dieser Urlaub an der Trondheimsleia war wieder klasse! Wohnung, Vermieter und Betreuung durch Andreas Veltrup vor Ort waren wie gewohnt super! Der Fischfang und das Wetter waren allerdings eher durchwachsen! Wir hätten sicherlich jeden Tag den Maurerkübel mit Portionsfischen voll machen können, aber wir sind halt keine Kühltruhenangler. Wir haben fast jeden Tag frischen Fisch in die Pfanne gehauen und pro Person so ca. 12 kg Filet (Pollacks und Dorsche) mitgebracht. Leider konnten wir keinen massigen Heilbutt überlisten, obwohl wir diesmal intensiv auf den König der Platten gefischt hatten. Trotzdem hat uns die leichte Fischerei auf Dorsch und Pollack, fast ausschließlich mit Gummifischen, sehr viel Spaß bereitet. Was etwas genervt hat, waren die ständig wechselnden Windrichtungen, was wir so in der Form auch noch nicht erlebt hatten. Das war teilweise so extrem, so dass wir an einem Tag einen Unterwasserberg innerhalb einer Stunde mehrmals von allen Himmelsrichtungen andrifteten. Leider waren auch keine größeren Köhler in der Leia anzutreffen…daher werden wir wohl beim nächsten Mal etwas früher im Jahr fahren, wenn der Hering in den Buchten steht!

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