Nach dem ungewöhnlich warmen September kam jetzt, Anfang Oktober, ein erster Wetterumschwung mit niedrigeren Temperaturen. Wir hatten zwar viel Sonne aber auch ordentlich Wind (5 – 6 bft. aus Nordost) was mich schon zweifeln ließ, ob ein Fischen überhaupt möglich wäre. An vernünftiges Fliegenfischen war wegen dem starken Seitenwind überhaupt nicht zu denken, aber mit der Spinnrute sollte es einigermaßen gehen.
Am Dienstag war traumhaftes Wetter, sodass wir einen Strandspaziergang planten, der „zufällig“ an der Angelstelle vorbei führte. Das sah bei Ebbe schon mal ganz gut aus, also sollte abends bei Flut der erste Versuch unternommen werden. Als Köder hatte ich einige Meerforellenblinker, kleine Gummifische und Wobbler im Gepäck. Die leichten Wobbler konnte ich allerdings nach den ersten Versuchen schnell wieder einpacken, denn bei dem Wind flogen sie auch nicht unbedingt an die Stelle, wo ich sie hinhaben wollte. Es hatte bereits ablaufendes Wasser eingesetzt und bald sollte die Sonne untergehen, als ich tatsächlich einen Biss auf Gummifisch bekam. Nach kurzem Drill hatte ich ihn dann, den ersten Wolfsbarsch. Ein kleiner Fisch zwar, aber auf diesen Moment musste ich lange Zeit warten!
Eigentlich hatte ich meinen Zielfisch ja schon gefangen, aber es juckte natürlich in den Fingern einen größeren Fisch zu fangen. So kam es mir entgegen, dass meine Frau den Freitagnachmittag bei einem guten Buch im Strandkorb verbringen wollte. Gegen 16.30 Uhr war ich also wieder am Strand und um 18.30 Uhr war Höchststand der Flut. Leider trieb diesmal viel losgerissener Seetang im Wasser und ich musste den Gummifisch nach jedem Wurf vom „Kraut“ befreien. Teilweile konnte man keine drei Kurbelumdrehungen machen, ohne dass sich der Köder bereits verfangen hatte. Bedingt durch die abnehmende Strömung zum Höchststand hin besserte sich diese Situation jedoch und der Tang lagerte sich zunehmend am Grund und am Ufer ab. Also direkt nach dem Auswurf den Bügel schließen und zügig einholen. Und das mochten die Wolfsbarsche wohl, jedenfalls konnte ich nach kurzer Zeit die ersten Anfasser verbuchen. Ich konnte nach kurzer Zeit zwei kleine Wölfe zu einem kurzen Landgang überreden. Die vom Meerforellenangeln bekannten und oft so erfolgreichen Spinnstopps brachten hier übrigens keinen Erfolg. Es war an diesem Abend bewölkt und das Wasser etwas angetrübt. Da es langsam dunkler wurde und die Bisse nachließen, wechselte ich auf einen auffälligen, pinken Gummifisch. Sofort hatte ich wieder Kontakt und ein weiterer, diesmal knapp maßiger, Wolfsbarsch (43cm) hatte sich den Köder gepackt.
Drei Würfe später erneut ein Biss, der sich aber deutlich besser anfühlte. Dumpfe Kopfstöße und plötzlich stand die Rute krumm. Der Fisch riss mir sofort einige Meter Schnur von der Rolle. Gott sei Dank hatte ich die Bremse richtig eingestellt, denn ich fischte mit relativ dünner geflochtener Schnur und 0,25er Fluocarbon als Vorfach. Nach einem Sprung, gut einen halben Meter aus dem Wasser, war klar was sich da den pinken Gummifisch geschnappt hatte...! Ein rasanter Drill und einige Minuten später und ich konnte eine feiste Meerforelle landen. Eine richtige silberne Kraftmaschine, zwar „nur“ 57 cm lang, aber dafür richtig kompakt mit breitem Kreuz! Ich habe schon einige Meerforellen gefangen, aber dieser Nordsee-Fisch war ein anderes Kaliber als ich das von den Forellen aus der Ostsee gewohnt bin. Sie hatte den Gummifisch sehr tief geschluckt und blutete bereits aus den Kiemen, also durfte sie mit nach Hause kommen. Die Mefo hatte übrigens noch keinen Laichansatz…der bullige Körperbau war die pure Muskelkraft! Überwältig von dem Erlebnis packte ich zusammen und machte mich auf den Heimweg.
Am Samstag war ich, auf Grund der perfekten Bedingungen, kurzerhand noch einmal gegen 16,30 Uhr am Wasser. Ich montierte wieder einen hellen Gummifisch mit Glitzerpartikeln und grünem Schwanzteller. Erster Wurf – Biss – Wolfsbarsch. Zweiter Wurf – Biss – Wolfsbarsch. Es ging Schlag auf Schlag, binnen 10 Minuten hatte ich bereits 4 kleinere Fische gefangen. Und so ging es weiter. Die Fische standen gestapelt und jeder Wurf (!), wenn nicht durch Seetang unterbrochen, brachte zumindest Anfasser. Nach dem 10. kleinen Wolfsbarsch habe ich dann angefangen zu experimentieren. Da sich leider alle Fische im Bereich Anfang der 40cm Länge bewegten und somit untermaßig waren (Schonmaß seit 2016 ist 42 cm) wollte ich diese Fische nicht „verangeln“ und versuchen größere Fische heraus zu selektieren. Ich probierte es mit größeren Gummifischen, die aber trotzdem auch von den kleinen Wolfsbarschen attackiert wurden. Auf Blinker und auch auf No-Aktion-Shads bekam ich erstaunlicherweise nicht einen Biss. Nur Gummifische mit Tellerschwanz wurden genommen. Als dann die Bisse über einen längeren Zeitraum ausblieben, machte ich mich langsam auf den Heimweg. Da es auch schon dämmerte, zog ich nochmal den pinken Gummifisch auf und konnte in der angrenzenden Einbuchtung weitere 4 kleinere Fische fangen.
Das war schon Wahnsinn, ich hatte ja nur gut zwei Stunden gefischt, insgesamt 16 Wolfsbarsche gefangen und mindestens ebenso viele Bisse gehabt, dazu noch einige Aussteiger während des Drills. Das machte sich dann auch in meiner Köderbox bemerkbar, einigen Gummifischen fehlte der Schwanz oder sie waren regelrecht zerfetzt worden.
Leider konnte ich keine größeren Fisch fangen, nur einen einzigen maßigen Wolfsbarsch (mehr ist ohnehin pro Tag nicht erlaubt). Alle untermaßigen Fische wurden so schonend wie möglich wieder zurückgesetzt. Ich vermute mal, dass sich ein Schwarm eines Jahrgangs dort versammelt hatte um dort Kleinfisch zu jagen. Die Wassertemperatur betrug dort immerhin noch 14 Grad.
Dieser Kurzurlaub war natürlich ein besonderes Erlebnis. Im Nachhinein ist zu sagen, dass es kein Hexenwerk ist, ein oder mehrere Fische zu fangen...WENN sie denn da sind! Meine erste Nordsee-Meerforelle wird mir auch noch lange in Erinnerung bleiben!
Ziel für 2017 bleibt: Auf „unserer Insel“ einen größeren Wolfsbarsch fangen – und dann auch gerne mit der Fliegenrute!
Bilder:
tl Mark