Meerforellen-Angeln
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Das Ufer- und Watfischen auf Meerforellen an der Ostseeküste gehört sicherlich zu den spannendsten Angelmethoden überhaupt. Auf Grund ihrer Vielfältigkeit erfreut sich diese Form der Angelei einer immer größeren Fangemeinde.

Die Meerforelle ist für uns Angler allerdings nicht leicht zu überlisten. Sie gilt als sehr anspruchsvolle Fischart und wird auch gerne als "Fisch der 1000 Würfe" bezeichnet. Ob man wirklich zunächst 1000 Würfe machen muss bis man eine Meerforelle fängt, sei einmal dahin gestellt...aber die Bedingungen müssen schon genau zusammenpassen um sie fangen zu können.

Der Meerforellen-Angler an der Küste sollte daher unbedingt die Lebensweise dieser Fischart genau kennen und dazu eine relativ gute Beobachtungsgabe haben. Wenn man zudem die Nahrungsgewohnheiten dieser Fischart kennt, so erleichtert das den Fang enorm. Der Angler kann sich auf die teilweise wählerische Meerforelle viel besser einstellen und so sein Köderwahl den Umgebungsbedingungen anpassen.
Die Meerforelle gehört, genau wie der Atlantische Lachs, zu den Wanderfischen die in den kalten Wintermonaten (ca. ab Okt. bis Feb.) aus dem Meer zum Laichen in die Flüsse aufsteigt. Sie unterscheidet sich dabei in den Äußerlichkeiten und dem Verhalten kaum zum Lachs (Unterscheidungsmerkmale siehe „Steckbrief Meerforelle“). Allerdings unternimmt die Meerforelle meist nicht so weite Laichwanderungen wie der artverwandte Lachs, der mehrere hundert Kilometer weit in Flussoberläufe hinauf schwimmen kann.
Die Meerforelle laicht bereits oft schon in den Niederungsbächen der Tiefebene, kann aber durchaus in einigen Gegenden und unter günstigen Bedingungen noch weiter in die Oberläufe hinaufziehen um ihre Geburtsgewässer aufzusuchen (Meerforellen wurden bereits weit im Landesinneren nachgewiesen!). Durch viele Flussbebauungen (z.B. Wehre) und Feldbegradigungen wurden in der Vergangenheit jedoch viele ihrer ursprünglichen Laichflüsse zerstört was sich negativ auf die Bestände auswirkt. Mittlerweile gibt es aber bereits viele Schonprogramme zum Schutz und der Renaturierung ihrer Aufstiegsflüsse. Vorbilder auf diesem Gebiet sind sicherlich die Dänen, die diverse Fischschonbezirke eingerichtet haben und über lange Jahre nachhaltigen Bestandsschutz betreiben. Aber auch in Deutschland gibt es bereits einige Interessengemeinschaften und Aufklärungsprogramme zum Schutz der Meerforelle. Im Netz findet sich eine Menge zu diesem Thema, daher gehen wir an dieser Stelle nicht näher darauf ein.
Im Meer lebend sucht die Meerforelle zumeist die Nähe zur Küste auf, welches ihr bevorzugtes Jagdrevier ist da sie dort am einfachsten ihre Nahrung findet. Ihre Speisekarte ist dabei sehr vielfältig: Auf ihr stehen kleine Fischarten wie z.B. Sandaale und Heringe oder auch Garnelen und Krebstierchen, die sie zwischen den Steinen und dem Tang in der Brandung, sowie in den ausgespülten Uferrinnen, jagt. Auch Würmer (z.B. Seeringel- und Borstenwürmer) und sogar Insekten werden gerne gefressen und runden ihre Nahrungsvielfalt ab. Je nach Jahreszeiten ändert sich dabei ihre bevorzugte Nahrung - sie ist also durchaus wählerisch! So ist es auch nicht verwunderlich, dass größere Exemplare im Frühjahr auch dem Laichzug der Heringe im offenen Meer folgen und sich den Bauch mit den Schwarmfischen vollschlagen. Beim Trolling mit dem Boot werden dann tolle, gut genährte Fische (die s.g. „Heringsfresser“) gefangen. Wenn sich das Wasser früh im Jahr in Ufernähe langsam erwärmt, dann erwacht dort das Leben. Die Meerforelle kann dann nach dem langen Winter regelrecht in einen Fressrausch verfallen und jagt alles was sich in Ufernähe tummelt. Im Winter ist es daher für uns Angler wichtig, die wärmeren Bereiche (z.B. flache Buchten) zu finden wo sich das Wasser schneller erwärmt als an der offenen Küste. Im Frühjahr wenn sich die Wassertemperatur langsam über 4° Grad bewegen, sind auch alle Bereiche an der offenen Küste „heiß“, die eine ausreichende Nahrungsquelle bieten. Diese Stellen gilt es zu finden und der Fangerfolg wird sich über kurz oder lang einstellen.
Zwischen den Steinen, den Seegras- / Tangfeldern (dunkle Flächen) und auf den Sandbänken (helle Flächen) findet die Meerforelle ihre Nahrung und ausreichend Versteckmöglichkeiten!

Die Schonzeiten und Mindestmaße sind von Bundesland zu Bundesland (bzw. zu anderen Längern) unterschiedlich (siehe Tabelle). Die Schonzeit der Meerforelle erstreckt sich in Schleswig-Holstein vom 01.10. bis 31.12. für Fische im Laichkleid. "Blanke Fische" (zu erkennen an der silbernen Farbe und den losen Schuppen) sind hier nicht geschont. Dazu gelten auch die s.g. "Überspringer", die am Laichzug nicht teilnehmen und im Meer bleiben. Die Gründe dafür sind den Wissenschaftlern bisher noch nicht eindeutig bekannt. Uns Angler freut den Fang der "Überspringer" in der Winterzeit, da sich diese Fische meist gut genährt und in einer Top-Kondition befinden.
In Mecklenburg-Vorpommern besteht ein generelles Fangverbot vom 15.09. bis 15.12. egal ob für gefärbte oder blanke Meerforellen! Grundsätzlich sollten wir immer genau darauf achten, dass wir nur blanke Meerforellen, also Fische die sich nicht mehr im Laichgeschäft befinden, entnehmen! Im Zweifel setzen wir lieber einen Fisch schonend zurück.
Zu den unbedingt ebenfalls zu schützenden Fischen gehören auch die s.g. "Auf- und Absteiger". Dies sind Fische die zwar im Meer gefangen wurden, sich aber in Vorbereitung und daher teilweise bereits im Laichkleid (durch die angebräunte Laichfärbung eindeutig zu erkennen) befinden oder gerade aus den Flüssen zurück ins Meer gekommen sind (an der schlanken Form gut zu erkennen).
Zudem gibt es einige Schongebiete rund um die Laichflüsse, die regional ebenfalls unterschiedlich groß ausfallen können (unbedingt vorher genau informieren). Diese Bereiche sind gesetzlich gesperrt sollten wir daher generell weitläufig umgehen!
Zur Mindestgröße gibt es die gesetzlich festgelegten Mindestmaße. In Schleswig-Holstein beträgt dieses Maß 40cm, in Mecklenburg-Vorpommern 45cm und in Dänemark 40cm. Nun gibt es viele Wissenschaftler und auch Angler die sich intensiv mit dem Laichzug der Meerforellen beschäftigen. Die Meinungen über ein sinnvolles Mindestschonmaß gehen dort sehr weit auseinander. Bis etwa 50cm Länge bezeichnet man die Meerforellen als s.g. „Grönländer“. Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Grönländer unter 50cm noch nicht am Laichgeschäft zur Reproduktion ihrer Art teilnehmen. Es gibt daher nicht wenige Angler in Deutschland die ihr persönliches Mindestmaß eigenmächtig auf 50cm „plus x“ gesetzt haben um den Fischen wenigstens einmal die Möglichkeit zu geben sich fortzupflanzen. In Schweden gilt z.B. daher bereits das gesetzliche Mindestmaß von 50cm. Das deutsche Gesetz schreibt uns Angler aber leider unmissverständlich vor, dass übermassige Fische nicht zurückgesetzt werden dürfen! Viele Angler und Wissenschaftler sind da ganz anderer Ansicht und versuchen schon lange die Gesetzgeber davon zu überzeugen, Mindestmaße und bestehende Gesetze zu ändern - leider bisher ohne Erfolg. Nicht wenige Angler sprechen sich sogar für ein „Entnahmefenster“ aus, welches in anderen Ländern bereits praktiziert wird und dabei die großen Exemplare der Art – die für die meisten Nachkommen sorgen – ebenfalls schont. Auf die in der Szene heiß diskutierte generelle C&R (Catch & Release) Thematik gehen wir hier bewusst nicht ein, weil es zwar oft praktiziert aber in Deutschland verboten ist!
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DE/Schleswig-H. |
DE/Mecklenburg-V. |
Dänemark |
Schweden (Süd) |
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Mindestmaß: 40 cm |
Mindestmaß: 45 cm |
Mindestmaß: 40 cm |
Mindestmaß: 50 cm |
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Schonzeit: 01.10. bis 31.12 für Fische im Laichkleid |
Schonzeit: 15.09. bis 14.12. generell für alle Fische |
Schonzeit: 16.11. bis 15.01. für Fische im Laichkleid. Ausnahme die Insel Bornholm bis 28.02. (bzw. 29.02.) |
Schonzeit: 15.09. bis 31.12. generell für alle Fische |
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Schongebiete: generell zur o.g. Zeit im Radius von 200m um Flussmündungen, land- und seeseitig. Ganzjährige Schongebiete z.B. in Teilen der Flensburger Förde und der Schlei |
Schongebiete: Teilweise auf Grund von Naturschutzgebieten sehr unterschiedlich, bitte regional vor Ort genau erfragen oder im Angelführer nachschlagen. |
Schongebiete: 500m im Radius um Flussmündungen. Ganzjährige und saisonale Schutzgebiete regional unterschiedlich. Vor Ort erfragen! |
Schongebiete: 500m links & rechts von Flussmündungen. Seeseitig örtlich oft unterschiedlich, muss vor Ort erfragt werden. |
Meerforelle 52cm im Laichkleid ("braun") / wurde zurück gesetzt!

Meerforelle 57cm "Blank" (silber) / wurde entnommen!

Beim Fischen auf Meerforellen unterscheiden wir im Grunde zwei unterschiedliche Fangmethoden. Erstens das Spinnfischen mit Kunstködern wie Blinker, Wobbler oder Spirolino und zweitens das Fliegenfischen mit Streamern. Das statische Angeln mit Naturködern (Wattwurm, Sandaal) wird dagegen kaum praktiziert. Die Meerforelle ist ein aktiver Jäger der seine Beute sucht und gezielt angreift. Ab und an wird auch mal eine Meerforelle beim Plattfisch-Brandungsangeln als Beifang erwischt…aber das ist eher die Ausnahme.
Beide Methoden haben ihren eigenen Reiz und sind unter bestimmten Bedingungen erfolgreich oder eben auch nicht. Als Meerforellen-Angler muss man stets flexibel und geduldig bleiben und sich auf die unterschiedlichen Bedingungen einstellen können. Flexibilität bedeutet hier Erfolg! Die richtigen Schlüsse aus den ördlichen Bedingungen und der aktuellen Wettersituation ziehen, endscheidet über Fang oder Schneidertag!
Spinnfischen mit Blinker und Wobbler
Beginnen wollen wir mit dem Spinnangeln. Wie sieht also die optimale Spinnangelrute zum Meerforellenangeln aus? Sie sollte in jedem Fall zwischen 270cm bis 320cm lang sein und eine Medium-Fast-Aktion besitzen. Das Wurfgewicht sollte sich an den verwendeten Ködergewichten zwischen 10-40g orientieren. Spinnköder, Wobbler oder Spirolinos über 40g Wurfgewicht werden nur selten verwendet, daher kann die steife Hechtrute getrost zu Hause bleiben. Wichtig ist das die Rute ein gutes Wurfverhalten hat, die unseren Köder gut beschleunigen kann. Zudem sollte die Rute die harten Fluchten im Drill sanft abfedern können...Meerforellen sind relativ ausdauernde Kämpfer. Als Rollen kommen salzwasserfeste Rollen der 3000er Größe zum Einsatz. Die Rollen werden bespult mit ca. 150m einer rundgeflochtenen Schnur und einer Tragkraft von ca. 10kg. Die Schnur sollte rund, versiegelt und möglichst glatt sein da ihr viele, viele Würfe ("gefühlte 1000") am Tag machen werdet. Da muss die Hauptschnur schon eine Menge aushalten können! Nichts ist ärgerlicher als eine Perücke oder eine beschädigte Schnur die das angeln unmöglich macht. Als Vorfach kommt nur Fluocarbon mit der Tragkraft von 5-7kg in Frage. Etwa 1,5 - 2m Vorfachlänge reicht zum Spinnfischen meistens aus...bei klaren Wasserverhältnissen darf es auch gerne etwas länger sein. Bei der Montage mit dem Spirolino und Fliege sollte die Vorfachlänge mindestens zwischen 2-3m liegen...ggf. auch noch länger. Die Köderführung ist nicht besonders anspruchsvoll. Zügiges einholen, Spinnstopps mit Absinkphasen oder kleine Schläge mit der Rutenspitze...alles kann erfolgreich sein, einfach ausprobieren! Je nach Jahreszeit und Wassertemperatur sollte die Köderführung entsprechend angepasst werden (kalt langsam, warm schneller)!
Foto: Meerforelle auf Küstenblinker (More Silder)
Spinnfischen mit Spirolino und Fliege
Bei der Montage mit dem Spirolino und Fliege kommen in etwa die gleichen Ruten und Rollen wie beim Spinnfischen mit Blinker zum Einsatz. Allerdings sind hier oft etwas längere Rutenmodelle um die 3 - 3,2m mit einer durchgehenden Aktion von Vorteil um das Lange Vorfach sauber werfen zu können. Die Vorfachlänge sollte zwischen 2-3m liegen...ggf. auch noch länger.
Fliegenfischen
Das Fliegenfischen auf Meerforellen spielt ich meist auf Nahdistanz oder maximal im Radius 30m ab, was auch der Länge der Fliegenschnur entspricht. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum das der Köder grundsätzlich immer weit hinaus muss. Im Gegenteil, auf die Art und Weise der Präsentation der Fliegen und die Führungsweise kommt es hier besonders an. Die Meerforelle sucht sehr oft zwischen den Steinen und dem Tang am Ufer nach Nahrung, insbesondere im Frühjahr wenn sich dort das Wasser schneller erwärmt. Hier hat man mit der Fliege einen entscheidenden Vorteil, da die Fliege sehr langsam geführt werden kann und somit länger im heißen Bereich bleiben kann. Eine meiner größten Fische habe ich übrigens im Februar nur 5m vom Ufer entfernt gefangen. Andererseits habe ich aber auch schon viele Meerforellen mit der Spinnrute sehr weit draußen gefangen, wo ich mit der Fliegenrute niemals hinkommen würde. Daher sollte man immer flexible bleiben und auch immer beide Ruten mit dabei haben.
Als Fliegenrute kommen schnelle Fliegenruten der AFTMA Klasse #6 - #8 und Längen zwischen 9ft (275cm) bis 10ft (305cm) und die entsprechenden darauf abgestimmten Schnüre zum Einsatz. Bei ruhigen Wetter und Windverhältnissen kann die #6er Rute mit einer schwimmenden WF Schnur zum Einsatz kommen, bei Wind und Wellengang sollte lieber zur #7er oder #8er Rute und einer intermediate Schnur gegriffen werden. Die intermediate Schnur sinkt leicht in die Welle ein und hält so besser den Kontakt zur Fliege. So genannte "Schusskopfsysteme" kommen dann zum Einsatz wenn viel Wind ist oder die Fliege mit wenigen Würfen weit hinaus transportiert werden soll. Als Vorfach verwenden wir die gezogenen 2-3 m Fliegenvorfächer, die an der Spitze noch einmal mit einer ca. 40-50cm Fluocarbonschnur verlängert werden. Der Fachhandel steht beim Kauf der Komponenten immer gerne beratend zur Seite.
Foto: Meerforelle auf Fliege!
Köder
Die Köderwahl bei allen Angelmethoden richtet sich immer nach dem aktuellen Fressverhalten der Fische. Daher ist es auch wichtig zu wissen was derzeit so im Wasser los ist. Ein Blick ins Wasser der Uferbrandung gibt Aufschluss. Sind viele Kleinstlebewesen wie Tangläufer oder kleine Krebstierchen unterwegs und sieht man Meerforellen die an der Oberfläche nach diesen Tierchen schnappen, so kann eine kleine entsprechende Fliege sanft mit der Fliegenrute angelegt oder langsam mit der Spirolinorute eingezupft den ersehnten Biss bringen. Sieht man kleine Brutfische oder Sandaale im Wasser schwimmen...dann sind schnell geführte lange schlanke Fliegen oder entsprechende schlanke Blinker nicht zu schlagen. Schwärmen im Frühjahr die Seeringelwürmer, schlagen sich die Meerforellen damit gerne den Bauch voll. Eine entsprechende braun, graue Fliege oder ein langsam geführter Twister bringt hier den Erfolg. Es gibt aber auch Muster die funktionieren das gesamte Jahr über, Garnelenfliegen z. B.! Die Farbwahl der Köder sollte zudem der Wassertrübung angepasst werden. Köder in naturfarben verwendet man bei klaren Wasser, Köder in bunten hellen Farben eher bei angetrübten Wasser. Jeder der öfter an der Küste unterwegs ist, hat im Laufe der Jahre seine Lieblingsköder. Vertraut ruhig eurem Gefühl und wechselt nicht ständig den Köder, beim Meerforellenangeln ist in erster Linie die Geduld ganz wichtig...auch wenn es mal länger dauert, irgendwann kommt der Biss. Kleines Beispiel? Auf einer Tour hatten wir 3 Tage lang zu zweit nicht einen Biss zu verzeichnen...und am 4 Tag kurz vor Ende unserer Angelzeit bekam ich dann den Biss einer 69cm Meerforelle die mir einen tollen Drill lieferte. Geduld ist daher immer oberstes Gebot wenn es auf Meerforelle geht!
Foto: Typische Küstenwobbler (s.g. Spöket, links) und Küstenblinker (schlanke Form, rechts)

Foto: Typische Küstenfliegen (Sandaale, Magnusse etc.)

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